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2002 - Offene Ateliers
01.12.02 - Schönwalde

03.12.02 Märkische Allgemeine

Das Atelier von Detlef Denzer liegt im Dunkeln, ein Diaprojektor spendet das Licht. Das braucht der Künstler für sein Projekt "Brain-Bridge" , ein Projekt zur Völkerverständigung. Wer an diesem Tag zu Denzer in den Waldkauzsteig 9 kommt, der kommt an dieser Aktion nicht vorbeit. So geben sich im Scheinwerferlicht schon mal die SPD-Bundestagsabgeordnete Angelika Krüger - Leißner und der Schönwalder CDU - Bürgermeister Bodo Oehme die Hand. Und die Szene wird auch im Foto festgehalten. Gesammelt werden die Bilder - Paare angestrahlt von einem Denzerbild - und die Angaben zur Person für eine große Fotodokumentation, die den geistigen Brückenschlag zwischen Menschen verschiedener Herkunft, Nationalität und Religion zeigen will. Gestartet hat Detlef Denzer das Brain-Bridge-Project im Oktober in Potsdam, im dortigen Brandenburgischen Haus der Kulturen "Al Globe". ...

Händedruck für die Toleranz: Politiker bei der Kunstaktion von Detlef Denzer - Fotos M. Schnaibel

30.08.02
Interview mit
Mathias Görnandt

Potsdamer Neueste Nachrichten / Freitag 30. August 2002 - Seite 29 Schaufenster

Im Oktober startet im al globe das Brain Bridge Project. Es soll zum geistigen Brückenschlag zum geistigen Brückenschlag zwischen Menschen verschiedener Herkunft, Nationalitäten und Religionen auffordern. Es soll dazu ermuntern, Unterschiede als Bereicherung und nicht als Trennung zu verstehen und soll verdeutlichen, dass sich Partnerschaften zwischen einzelnen Menschen bilden und die hierfür notwendige Akzeptanz und Toleranz auch vom Einzelnen geleistet werden müssen. Der Initiator des Projects Dr. Detlef Denzer gibt darüber Auskunft.

Brain-Bridge bedeutet Gehirn-Brücke, wie ist dieser Begriff zu verstehen?

In unserem Gehirn gibt es eine "Gehirn-Brücke" - das Corpus callosum - den Balken, der die beiden Gehirnhälften miteinander verbindet. Die eine ist für Emotionen zuständig, die andere für das Rationale. Um sein Leben zu meistern, ist der Mensch auf die Kommunikation beider Gehirnhälften angewiesen. Und so wie ein Mensch seine 2 Hirnhälften und seine eigene Gehirnbrücke braucht, so braucht auch unsere eine Menschheit möglichst viele mentale Brücken um die vielen verschiedenen, individuellen Gehirne zu verbinden, um möglichst viele Sichtweisen, Ideen und Problemlösungen zu finden. Dies ist die eine Sichtweise für den Begriff Brain-Bridge.

Und die andere?

Die andere ist, das "Brain" im englischen Sprachgebrauch auch für geistige Arbeit steht. Und genau hierum handelt es sich beim Brückenbauen von Mensch zu Mensch - um mentale Brücken die ein einzelner Mensch zu einem andern Menschen schlägt. Damit dies passiert, muss er natürlich erst einmal bereit sein, den anderen in seiner Andersartigkeit zu akzeptieren, was Arbeit bedeutet.

Wie wollen Sie denn die Idee der mentalen Brücke umsetzen?

Ich mich schon sehr lange mit dem Gedanken der Völkerverständigung künstlerisch beschäftigt. 1992 habe ich ein Triptichon mit dem Titel "Brain - Bridge" geschaffen, welches quasi in Form einer Kurzgeschichte die mentale Annäherung zweier Welten zeigt. Die geschlossen Türen des Triptichons zeigen den Spannungszustand, wenn man sich der Gegenwart der anderen Welt bewußt ist, aber noch keinen direkten Kontakt mit ihr hatte. Der geöffnete Triptichon gibt dann den Blick auf die zarte, aber energiereiche Brücke zur Kommunikation frei. Aber auf die Idee für die geplante Performance kam ich erst letztes Jahr auf einem Kongress in Athen, wo ein Referent mit weißem Hemd in den Lichtkegel seiner Diapräsentation trat. Und da war für mich der Begriff "optical bodypainting" geboren.

Wie soll die Performance ablaufen?

Ich projiziere Dias des Bildes "Brain-Bridge" auf jeweils 2 Teilnehmer in weißen Umhängen, die dadurch optisch mit dem Bild verschmelzen und fotografiere diese dann. Die Gesichtern bleiben dabei gut sichtbar. Der Reiz dieser Aktion besteht darin, dass sie durch die Akteure lebt. Jeder Teilnehmer ist Aktivist - und als solcher individuell auch später zu erkennen denn auf den Brain-Bridge Fotos sind das Bild, das Gesicht und der Handschlag der Teilnehmer und damit auch die Botschaft zu sehen. Ich bin sehr gespannt, wer wem die Hand reichen wird, welche Unterschiede überbrückt werden und durch wen welche Brücken gebaut werden.

Glauben Sie mit dieser Aktion etwas bewegen zu können?

Ich habe festgestellt, dass es sehr viele Gruppen gibt, die den Gedanken der Völkerverständigung, bi- oder multilateral, mittragen. In der Öffentlichkeit sind sie aber wenig bekannt. Und es gibt auch keine Möglichkeit mehr für den Einzelnen sich selbst einzubringen und dabei auch noch kreativ zu sein. Bekannt und im Bewusstsein verankert sind hingegen die negativen Aktivitäten und Ausschreitungen. Dass muss sich ändern. Ich möchte ganz viele Menschen mit positiver Grundeinstellung aktivieren. Jeder kann seine eigenen Brain-Bridge bauen, sich wirklich selbst einbringen.

Was werden wir sehen?

Zuerst einmal die Fotos der Teilnehmer, die auf eine große Leinwand projiziert werden. Darüber hinaus gibt es dann noch eine Ausstellung von Fotos zerstörter Brücken an zwei sich gegenüberliegenden Wänden. Sie zeigen, dass ein vormals reger Austausch unterbrochen wurde, die "Brain - Bridge" Fotos zeigen die Wiederaufnahme der Kommunikation. Die Fotografen kommen aus Deutschland, Frankreich, Polen, der Türkei und Griechenland. Zum Projekt wird es auch ein Konzert mit Künstlern aus den jeweiligen Ländern geben.

Und was passiert dann mit all den "Brain - Bridge" Bildern - wie erfahren die Teilnehmer voneinander?

Es gibt nächstes Jahr weitere "Brain - Bridge - Project" Veranstaltungen. Mittelfristig sollen die Fotos im Internet abrufbar sein, schön wäre auch eine Plakataktion deutschlandweit - oder später sogar europaweit. Ich bin überzeugt, wenn "Brain - Bridge" erst einmal ins Rollen kommt, sind sehr viele damit verknüpfte Aktionen realisierbar.

Das Interview führte M. Görnandt.